PRESSEINFORMATION:
  
  Diabetespolitik mit Strategie und Programm
Regierung muss die größte gesundheitspolitische Herausforderung im Fokus haben
Innsbruck, am 13.1.2020 – Das neue Präsidium der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) gratuliert der neuen Bundesregierung und speziell dem neuen Gesundheitsminister zur Angelobung und freut sich auf einen intensiven gesundheitspolitischen Austausch, weist aber kritisch darauf hin, dass Diabetes nicht explizit im Regierungsprogramm vorkommt.
Mit Anfang Jänner 2020 übernahm ein neues Team die Leitung der Österreichischen Diabetes Gesellschaft, der wissenschaftlichen Fachgesellschaft der Diabetes-ExpertInnen: Univ.-Prof. Dr. Susanne Kaser von der Universitätsklinik für Innere Medizin I der Medizinischen Universität Innsbruck ist die neue Präsidentin der ÖDG und Assoz. Prof. Priv.-Doz Dr. Harald Sourij von der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie der Medizinischen Universität Graz übernimmt die Funktion als Erster Sekretär der ÖDG.
Die größte gesundheitspolitische Herausforderung
    In ihrem ersten öffentlichen Statement wendet sich die Präsidentin an die  ebenfalls neue Bundesregierung. Kaser gratuliert der neuen Regierung zur  Angelobung und betont: „Die größte gesundheitspolitische Herausforderung der  nächsten Jahre liegt darin, eine flächendeckende, hochqualitative,  multidisziplinäre und multiprofessionelle Versorgung aller Menschen mit  Diabetes zu gewährleisten.“
    Sourij führt aus: „Seit Jahren warnen die ExpertInnen und  Experten der ÖDG vor dem Diabetes Tsunami der Österreich überrollt und das  Gesundheitssystem auf eine harte Probe stellt. Rund 800.000 Menschen mit  Diabetes leben in Österreich. Jede Familie ist betroffen. Jeder kennt in seinem  nahen privaten Umfeld Menschen mit Diabetes, deren Versorgung, Lebensqualität und  Lebenserwartung von den nächsten gesundheitspolitischen Entscheidungen  abhängt.“ 
Diabetes nicht explizit im Regierungsprogramm
  „Während die Anzahl an Menschen mit Diabetes weiterhin stark steigt und die  Behandlungskomplexität durch die Personalisierung der Diabetestherapie deutlich  zunimmt und neue Technologien in den Behandlungsalltag implementiert werden  müssen, haben sich die dazu zur Verfügung stehenden Ressourcen im  Gesundheitswesen in den letzten Jahren nicht verbessert. Im Regierungsprogramm fehlt  uns eine deutliche Benennung oder Festlegung zu diesem drängenden  gesundheitspolitischen Thema. Es ist an der Zeit heute die Versorgungsstrukturen  für die nächsten Jahrzehnte zu planen und umzusetzen.“
ÖDG pocht auf die Umsetzung der Diabetesstrategie
    Kaser appelliert „Wir müssen noch immer auf die  österreichische Diabetes Strategie aufmerksam machen. Sie wurde bereits 2017  verabschiedet, wartet aber seitdem auf ihre Umsetzung. In dieser sind von  ExpertInnen und Betroffenen alle Forderungen an ein modernes Diabetes  Management von der Prävention bis zur Rehabilitation eingeflossen und es ist  dringend an der Zeit, diese Strategie zum Wohle aller Menschen in Österreich  mit Leben zu erfüllen.“
Gesundheitspolitische Forderungen der ÖDG
  Neben der Umsetzung der Diabetesstrategie stehen für Kaser einige spezielle  Ziele ganz oben auf der Agenda der Österreichischen Diabetes Gesellschaft: „Besonders  dringlich ist die Forderung für bessere Maßnahmen zur Prävention und  Früherkennung. Bei der flächendeckenden, hochqualitativen Versorgung von  Menschen mit Diabetes ist die Ausweitung des Disease Management Programms  Therapie aktiv von besonderer Bedeutung und es freut uns, dass Disease  Management Programme auch im neuen Regierungsprogramm betont werden. Wichtig  ist auch die Implementierung von verschiedenen Versorgungsebenen in Abhängigkeit  von Komplexität der Therapie und vorliegenden Begleiterkrankungen sowie die Sicherstellung  von evidenzbasierter Fort- und Weiterbildung aller Diabetes-behandelnden  ÄrztInnen. Ein weiteres Anliegen der ÖDG ist, die Komplexität der Erkrankung öffentlich  richtig darzustellen, um die Stigmatisierung von Menschen mit Diabetes zu  beenden.“
Warum Diabetes so ein wichtiges Thema für die Politik ist
    Diabetes ist die häufigste Ursache für nicht-traumatische Amputationen.  Jeder dritte Mensch mit Diabetes entwickelt Veränderungen der Netzhaut mit  Gefahr der Erblindung. Diabetes ist auch die häufigste Ursache für  Nierenersatztherapie. Diabetes bringt ein zweifach erhöhtes Risiko für  Herzinsuffizienz mit sich und 60 Prozent aller Menschen mit Koronarer Herzerkrankung  haben als Grunderkrankung einen Diabetes. 
    Sourij ergänzt: „Diese Zahlen sind von enormer Wichtigkeit,  weil Diabetes – ganz abgesehen vom damit verbundenen individuellen Leid –  erhebliche Gesundheitskosten verursacht. Umgekehrt zeigt die Studienlage ganz  klar, dass sehr viele dieser Folgeerkrankungen vermieden werden können, wenn  wir eine gesunde Lebensführung forcieren und alle Risikofaktoren (allen voran  Blutzucker, Blutdruck und Blutfette) entsprechend den aktuellen  Behandlungsleitlinien behandeln. Das setzt voraus, dass wir Diabetes frühzeitig  erkennen und kontinuierlich, dem Verlauf dieser chronischen Erkrankung  angepasst, behandeln und betreuen.“
    Abschließend unterstreicht die ÖDG Präsidentin die  Dialogbereitschaft der ÖDG: „Wir möchten dazu beitragen, eine  Leitlinienkonforme und damit optimale Therapie für unsere Patientinnen und  Patienten zu ermöglichen und freuen uns auf einen intensiven  gesundheitspolitischen Austausch mit dem neuen Gesundheitsminister zu dem wir  ihn gerne und bald einladen. Als Österreichische Diabetes Gesellschaft werden  wir in den nächsten Jahren unsere Lösungsansätze in die gesundheitspolitische  Diskussion einbringen und auf die Umsetzung der Diabetesstrategie 2017 pochen.“
  Rückfragehinweis:
      Public Health PR
      Mag. Michael Leitner, MAS
      Tel.: 01/60 20 530/91
      E-Mail: michael.leitner@publichealth.at
      Web: www.publichealth.at
Fotos:
Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Susanne Kaser von der Universitätsklinik für Innere Medizin I der Medizinischen Universität Innsbruck ist die neue Präsidentin der ÖDG
        Copyright: Wild und Team, Salzburg











